Synagoge Dresden

 

כי ביתי בית תפילה יקרא לכל העמים 
 „Ki beiti beit-tefilah jikare lechol ha'amim“  

„Denn mein Haus werde genannt ein Bethaus allen Völkern“

 

Dieser Vers des Propheten Jesaja gehörte bereits zur von Gottfried Semper erbauten Dresdner Synagoge. Sie stand 100 Jahre lang am Hasenberg. Ihre Umrisse zeichnen sich heute als Band aus Edelstahl im Hof ab.  Der Bau der Neuen Synagoge Dresden wurde finanziert durch öffentliche Mittel des Freistaates Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden. Ein Förderverein zum Bau der Synagoge unter Leitung des verstorbenen Pfarrers Siegfried Reimann, der sich 1997 gegründet hatte, warb über mehrere Jahre sehr erfolgreich Spenden für den Neubau ein und leistete insgesamt einen entscheidenden Beitrag für das Gelingen des Synagogenprojekts.  Mit der Weihe der neuen Synagoge und der Inbetriebnahme des modernen Gemeindezentrums begann eine neue Entwicklungsetappe in der Geschichte der Gemeinde, die vor allem auch für den langwierigen Integrationsprozess der vielen neuen Mitglieder aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion eine ganz entscheidende Rolle spielte und spielt.

 

Geplant und gebaut wurden die Neue Synagoge Dresden und das Gemeindehaus auf dem Areal am Hasenberg darüber hinaus  vor allem als offenes Haus. Diesem Konzept fühlte sich die Jüdische Gemeinde zu Dresden danach über einen langen Zeitraum erfolgreich verpflichtet. Zahllose  öffentliche Veranstaltungen fanden hier statt. Hunderttausende Besucher, unter ihnen unzählige Schulklassen und Jugendgruppen kamen, um das jüdische Gotteshaus kennenzulernen Erst die Ereignisse um den Angriff des rechtsextremistischen Attentäter auf die Hallenser Synagoge im Oktober 2019 an Jom Kippur zwang die Gemeinde, über das Verhältnis von möglicher Offenheit und notwendiger Sicherheit neu nachzudenken. Nach den deshalb derzeit notwendigen Umbaumaßnahmen wird die Jüdische Gemeinde zu Dresden bemüht sein, ihr Konzept eines offenen Hauses für die Dresdner Stadtgesellschaft und darüber hinaus auch neu mit Leben zu erfüllen.

 

In der Synagoge Fiedlerstraße hatte die Jüdische Gemeinde von  1950 bis 2001 den Schabbat und die hohen Feiertage gefeiert. Umgeben von den Gräbern des Neuen Israelitischen Friedhofs Dresden, war sie ringsum durch eine Hecke getrennt, blieb aber halachisch gesehen für viele religiös traditionell eingestellte Jüdinnen und Juden immer ein Provisorium. Seit 2001 wird das Gebäude wieder ausschließlich als Trauerhalle genutzt.

 

Jüdisches Leben in Dresden in Jahreszahlen seit dem 19. Jahrhundert
 

  • 1837: faktische Gründung der Israelitischen Religionsgemeinde  unter Oberrabbiner Dr. Zacharias Frankel, damals  rund 600 Mitglieder

  • 1840: Weihe der von Gottfried Semper erbauten Synagoge, mit den Rabbinern Dr. Zacharias Frankel und Wolf Landau; 300 Sitzplätze für Männer, 200 für Frauen.

  • Um 1870: Renovierung und Einbau einer Orgel auf der Westempore

  • 1935: Erweiterung der Synagoge auf 650 Plätze. Die Zahl der Jüdinnen und Juden in Dresden beträgt rd.5000.

  • 9. November 1938: Schändung der Synagoge durch Brandstiftung und Plünderung, Rettung des Davidsterns durch den Feuerwehrmann Alfred Neugebauer

  • 12. November 1938 Sprengung der Ruine, Abtransport der Trümmer auf Gemeindekosten

  • Januar 1942: Beginn der Deportationen in die Ghettos Riga und Theresienstadt sowie in die Vernichtungslager

  • 1943: formale Auflösung der Gemeinde durch das NS-Regime

  • Herbst 1945: Wiedergründung der Israelitische Religionsgemeinde Dresden in den Gemeinderäumen Bautzener Str. 20, spätere Umbenennung in Jüdische Gemeinde zu Dresden

  • 1950: Auf dem Areal der im Krieg zerstörten Totenhalle am Neuen jüdischen Friedhof Fiedlerstraße wird ein Neubau errichtete und  als Synagoge geweiht; rund 200  Gemeindemitglieder

  • 1952/53: Flucht zahlreicher Gemeindemitglieder in Folge des antisemitischen Slánský-Prozesses in Prag, darunter auch des damaligen Vorsitzenden Leon Löwenkopf

  • 1958: Helmut Aris  wird Gemeindevorsitzender und 1962 Präsident des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR, Dresden wird Sitz des Verbandes

  • 1989 hat die Gemeinde noch 61 Mitglieder

  • Ab 1991 Zuwanderung von Jüdinnen und Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, vorwiegend aus Russland und der Ukraine

  • 2001 Weihe der Neuen Synagoge Dresden am Hasenberg

  • Aktuell hat die Jüdische Gemeinde zu Dresden etwa 700 Mitglieder, hinzu kommen rund 100 assoziierte Mitglieder.

Die Jüdische Gemeinde zu Dresden ist als Einheitsgemeinde eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie ist laut Satzung Rechtsnachfolgerin aller vor 1945 im Regierungsbezirk Dresden gelegener jüdischen Institutionen und Ortsgemeinden, insbesondere auch der früheren Jüdischen/Israelitischen (Religions-)Gemeinden in Bautzen, Görlitz, Zittau sowie der ihnen direkt bis zur Auflösung durch das Naziregime angegliederten und assoziierten jüdischen Organisationen.